Auch in höchsten japanischen Vorständen werden Sie immer pünktlich und höflich vom Manager empfangen. Es folgt eine persönliche Übergabe der Visitenkarte. Nach einem Besuch haben Sie das Gefühl, seit jeher befreundet zu sein. Die Japaner sind liebenswürdig, bescheiden, organisiert, korrekt und realistisch. Sie sind überwiegend Buddhisten und sich daher der verträglichen Flüchtigkeit des Erfolges bewusst.  Hierauf sollten Sie bei Meetings mit japanischen Managern achten:  Ihre Haltung und Körpersprache wird eingehend beobachtet, aber nicht um eine Schwäche zu suchen oder gar wegen Misstrauen. Es dient allein darum, Informationen zu erhalten, um Ihnen möglichst viele Annehmlichkeiten zu bereiten und um sicher zu sein, dass Sie sich Wohlfühlen. Auch die diskreten Fragen der Hostess dienen nur dazu, um Informationen zu erhalten. z.B. wann das Meeting endet, um Ihnen frühzeitig ein Taxi zu bestellen und Ihnen eine Fahrt in der überfüllten U-Bahn zu ersparen.  Japaner reagieren sehr besorgt auf jede Verspätung und aufgeregt wird versucht, den Grund der Verspätung zu erfahren, bis zu Ihrem erscheinen. Selbst bei einem großen Weltkonzern werden sie beim Empfang mit Namen begrüßt. Der akademische Grad wird nicht so hoch bewertet, wie in Deutschland. Die Empfangsdame kennt ihre Funktion und weiß, wen Sie warum treffen wollen. Die ersten Stunden oder gar überhaupt nicht, werden Sie von Telefonanrufen oder Sekretärinnen nicht gestört werden. War das Meeting von 11:00 bis 14:00 vorgesehen, beginnt Ihr Gegenüber ab 14:05 beiläufig an die Decke zu schauen. Heben Sie allerdings die großen Erfolge Ihres Gesprächspartners oder Leistungen des Unternehmens hervor, senkt Ihr Gesprächspartner den Blick. Bescheiden wird der Erfolg ignoriert. Ihr Gesprächspartner hat sich jedoch schon vorher über Sie und Ihr Umfeld erkundigt und wird Ihnen wahre und ehrlich gemeinte Schmeicheleien entgegenhalten. Seien Sie gewiss, dass ihr japanischer Geschäftsfreund über einen großen geistigen Horizont verfügt und sich gut auf ein Gespräch vorbereitet hat. Zum Schluß gibt es ein Geschenk und umso reicher das Unternehmen, desto bescheidener das Geschenk. Die Geschäftsessen gehören zur Pflege der Beziehung zum Manager oder Kunden im japanischen Geschäftsleben.  Loyalität dem Unternehmen gegenüber und Liebe zur Arbeit ist eine Art Religion in Japan. Japanische Arbeiter bringen vielmehr guten Willen und Liebe zu ihrer Arbeit auf, als ihre europäischen Kollegen. Hart zu arbeiten ist dem Japaner eine Freude. Viele mittelständische Unternehmer haben noch nie Urlaub gemacht und oft ist die Ehefrau die engste Mitarbeiterin. Die Mitarbeiter werden als Teil der Familie angesehen, schriftliche Arbeitsverträge sind selten. Angestellte arbeiten gerne viel und länger, sie werden aber nicht dazu gezwungen. Die Arbeit stellt für den Japaner keine Belastung dar, es sei denn, das Unternehmen wird schlecht geführt. Ein zusätzlicher Grund der höheren Arbeitszeit ist der Platzmangel, da Japan eine Insel ist, gibt es keine Ausweichmöglichkeiten und verfügt somit über wenige Orte der Erholung.  Ein japanischer Unternehmer dient in erster Linie all denen, die beim betreffenden Unternehmen tätig sind. Sehr oft werden Sie auch hören, das der Erfolg des Unternehmens von den Angestellten, Kunden und Zulieferfirmen abhängig ist und nicht vom Management.  Die Japaner betrachten fremde Kulturen nicht als potentielle Bedrohung ihrer eigenen Kultur. Erkennen sie nützliche Elemente anderer Kulturen, werden sie diese in der Ihrigen einflechten. Bei geplanten geschäftlichen Beziehungen sollte folgendes beachtet werden: Gutes Englisch ist ein muss, jedoch erwartet ihr Geschäftspartner noch mehr, das sie japanisch sprechen. Wenn Sie erfolgreich und längerfristig Geschäfte in Japan machen wollen, ist es zwingend erforderlich, sich mit der Kultur und Sprache zu beschäftigen. Die Öffnung des japanischen Marktes ist vielmehr von dem Verständnis der japanischen Kultur und der Beherrschung der japanischen Sprache abhängig, als von Gesetzen und Verträgen. Das Wort Geschäftsfreund hat mehr Bedeutung in Asien, als irgendein Vertrag im Rechtsstaat Deutschland. Geschäftsbeziehungen wurden deshalb seitens der Japaner beendet oder gleich im Keim erstickt, weil europäische und amerikanische Manager zu sehr vertragsbedingt handeln.  Der wichtigste Unterschied zwischen japanischen und westlichen Managementkonzepten besteht darin, dass in japanischen Unternehmen durch umfassende Qualitätskontrollen ein prozessorientiertes Denken eingeführt wurde gegenüber dem westlichen innovations- und ergebnisorientierten Denken.  Es gibt zwei verschiedene Arten von Wandel: graduelle und abrupte Veränderung. Während man in Japan beide Arten vorfindet, scheint der schrittweise Wandel kein offensichtlicher Bestandteil der westlichen Lebensart zu sein.  Kaizen (Kai=Veränderung; ZEN = zum Besseren) ist die Philosophie, dass kontinuierliche, unendliche Verbesserung in allen Bereichen unter Einbeziehung aller Mitarbeiter - Geschäftsleitung, Führungskräfte und Arbeiter, anzustreben ist. Kaizen geht von der Erkenntnis aus, dass es keinen Betrieb ohne Probleme gibt. Diese Probleme werden durch die Etablierung einer Unternehmenskultur, in der jeder ungestraft das Vorhandensein von Problemen eingestehen kann, gelöst. Verbesserungen von Qualität und Produktionsplanung sowie Senkung der Kosten münden schließlich in eine erhöhte Kundenzufriedenheit.  2004 Karl Heine.   |