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Ein unmögliches Paar? Fachberatung und systemische Beratung im Projekt „Alte Meister auf neuen Wegen“
Wir sind die alten Meister" oder "Wir sind die Nobelbastelbude des Konzerns". So lautete die Selbstbeschreibung des Unternehmens (nennen wir es Meister GmbH), das ein Beratungsprojekt ausschrieb, bei dem es um eine radikale Neupositionierung ging. Im Folgenden schildern wir die Phasen bis zur breiten Umsetzung, das Vorgehen (Architektur und Prozess) und die Annahmen und Hypothesen, die unsere Interventionen leiteten. Das Besondere an diesem Projekt war die Integration von Fachberatung und systemischer Beratung – damals auch für uns eine Premiere.
DIE AUSGANGSSITUATION
Die Meister GmbH, mittelständisches Unternehmen in einem Konzern, gilt als Spezialist für Sonderanfertigungen von Basisausführungen der Maschinen, die der Konzern entwickelt und produziert hat. Welche Wünsche auch immer ein Kunde in Bezug auf Maschinen abseits der Serienproduktion hat, die Mitarbeiter der Meister GmbH können ihn erfüllen. Sie liefern Maßarbeit vom Feinsten – vergleichbar mit einem hochspezialisierten und technisch versierten Kunsthandwerksbetrieb, in dem jeder mehr oder weniger das Produkt mit seiner ganzen Komplexität kennt. Dementsprechend groß ist der Stolz der Belegschaft auf die eigenen Fähigkeiten. Maßschneiderei und die Kleinserie für eine Spezialmaschine als strategische Devise machen aber auf der Ergebnisseite Probleme. Die Konzernsparte, in der die Meister GmbH agiert, steckt ihrerseits selbst in den roten Zahlen und hat sich ein tiefgreifendes Turnaroundprogramm verordnet - Rationalisierung, Geschäftsprozess-optimierung und strategische Neuausrichtung. Obwohl die Verlusteder Meister GmbH aufgrund ihrer geringen Größe im Konzern keine große Rolle spielen, kam auch sie in diesem Umfeld unter Veränderungsdruck – im gesamten Konzern sind die zu erwirtschaftenden Renditen und konsequente Strategieumsetzung durch den neuen Vorstand zentrale und ernstzunehmende Erfolgskriterien geworden. Die Geschäftsleitung der Meister GmbH hat die Notwendigkeit zur Veränderung erkannt. Sie hat eine Vision und eine Strategie mit folgenden Schwerpunkten erarbeitet.
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Fokus auf Kleinserien von Sondermaschinen - Serienfertigung statt maßgeschneiderter Einzelauftragsfertigung
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markante Ergebnisverbesserung durch Umsatzwachstum und höhere Produktivität (durch Redesign ausgewählter Kernprozesse)
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die Kernkompetenzen in Konstruktion, Fertigung und Montage von Sondermaschinen für die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Kleinserien nutzen (unternehmerische und vertriebliche Orientierung stärken).
Alle drei Stoßrichtungen von Veränderung sollen in einer Changeinitiative integriert werden. Es hat bereits zwei Anläufe gegeben, ein solches Projekt zu starten, die für die Geschäftsleitung nicht zufriedenstellend gelaufen sind. Bei der aktuellen Ausschreibung ist ihr wichtig, dass die Berater die fachliche und methodische Dimension (Geschäftsprozess, Redesign und Optimierung - GPO) ebenso leisten können wie die umsetzungsorientierte Changeberatung (Integration von Strategie-, Organisations- und Prozessorientierung in einen Gesamtprozess).
All das ist im Wesentlichen das Ergebnis des ersten Telefonats des Geschäftsführers mit uns. Er verweist auch darauf, dass die Geschäftsleitung selbst vor einem Generationswechsel stehe, eine erste Sondermaschine für die Kleinserie fast fertig entwickelt sei, die Meister GmbH zwar immer wieder vom Konzern in Frage gestellt werde, aber ohne Folgen - in den letzten Jahren sei wenig tiefgreifende Veränderung notwendig gewesen. Der Geschäftsführer definiert sich als Auftraggeber und den Verantwortlichen für Controlling, HR und Organisation als Projektmanager.
Die ersten Hypothesen des Beraterstaffs, die Projektarchitektur sowie die Funktionen der Beteiligten und Lessons Learned finden sie im Anhang.
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