“Inhomogenität” von Lerngruppen: didaktisches Problem oder Chance zu mehr Performance?
Das Thema “inhomogene Lerngruppen” gehört zum Gesprächsstoff von IT-Weiterbildungsverantwortlichen wie der Exkurs über das Wetter. Nicht selten muß die Inhomogenität einer Lerngruppe gar eine Alibifunktion für eine nur durchschnittliche Kursbewertung erfüllen. Statt jedoch “Inhomogenität” zum Problem zu stilisieren, sollten die Kreativpotentiale differenten Lernverhaltens als Chance zu lebendigem Lernen und zur Teambildung genutzt werden.
Auf diesem Hintergrund scheint es angebracht, einige Thesen zum Thema “Inhomogenität” zur Diskussion zu stellen.
These 1:
Jede Lerngruppe ist mehr oder minder “inhomogen”. Die vorbehaltlose Akzeptanz dieses Umstands bildet die Grundlage zur Entwicklung einer professionellen Erwachsenenpädagogik.
These 2:
Forderungen nach “homogenen” TN-Gruppen behindern den Weiterbildungsauftrag zur Entwicklung von Schlüsselqualifikationen unter dem Aspekt erwachsenengerechten Lernens.
These 3:
Organisatorische Maßnahmen, die das Ziel verfolgen, durch formale Auswahlkriterien (Fragebogen, Tests, persönliche Gespräche) einen Beitrag zu mehr “formalem Gruppenkonsens” zu leisten, sind in ihren Möglichkeiten stets als begrenzt anzusehen. Die Grenzen ihrer Aussagekraft kennzeichnen den Beginn der methodisch-didaktischen Herausforderung an den Trainer.
These 4:
Mit Beginn des Seminars sind die Ergebnisse formaler Auswahlkriterien als gegeben und erschöpft anzuerkennen. Es ist die vornehmliche Aufgabe des Trainers, jeden einzelnen Teilnehmer unter Berücksichtigung seines soziobiografischen Hintergrundes bestmöglich in die Lerngruppe zu integrieren. Die Entscheidung über den fortgesetzten Verbleib in der Lerngruppe ist ausnahmslos dem Teilnehmer zuzugestehen. Fremdes Einwirken auf eine fortgesetzte Teilnahme durch Dritte (Auftraggeber, WB-Träger, Trainer) ist erwachsenenpädagogisch unprofessionell.
These 5:
Professionelle IT-Erwachsenenbildung ist nicht die lehrdominante, trainerzentrierte und an den Bedürfnissen der Teilnehmer vorbeizielende Vermittlung instrumenteller “Tastatur- und Mausklick-Kompetenz”.
These 6:
Wann immer das Argument mangelnder TN-Homogenität als Rechtfertigung und Verteidigung mangelnder Zielerreichung ins Feld geführt wird, muß auch die Frage nach den professionellen Standards des Weiterbildungsträgers und diejenige nach den methodisch- didaktischen Kompetenzen des Trainers erlaubt sein.
These 7:
“Inhomogenität” ist als Chance zur Performancesteigerung zu begreifen, nicht als zu vermeidendes Problem. Insofern hat lebendiges, TN-orientiertes Erwachsenenlernen zur Ausbildung von IT-Schlüsselqualifikationen die Anerkennung von Inhomogenität zur Voraussetzung.
Was überhaupt ist unter Homogenität zu verstehen?
Der Thesaurus beschreibt das Adjektiv “homogen” als:
- gleichartig, einheitlich, geschlossen
- uniform, uniformiert
- nach Schema F, schablonenhaft, nach der Schablone
- schematisch, stereotyp
- einförmig, gleichförmig, einerlei, egal
- immer gleich, immer dasselbe, sich langweilen
- macht keinen Unterschied, ist gleichgültig, kommt auf dasselbe heraus
- ist gehüpft wie gesprungen, ist Jacke wie Hose
Wem beim sorgfältigen Lesen dieser Aufzählung nicht der Lernspaß vergangen ist, der mag weiterlesen, denn das ...
... Subjektiv “Homogenität” steht auch für:
Watzlawick läßt grüßen: wie war das mit dem verlorenen Schlüssel nachts unter der Laterne ...? Aber bitte, ...
... Synonyme für das Adverb ”homogen” sind auch:
- eintönig, monoton, ohne Abwechslung
- im selben Tonfall, die selbe Leier, im selben Trott
Die Summe der Bedeutungsvarianten zum Thema Homogenität kann dann als idealtypisches Beispiel für “Just more of the same” gelten.
Fazit:
Lebendige, erwachsenengerechte, werthaltige und teilnehmerorientierte IT-Qualifizierung ist fern vom erfüllbaren, weit weg vom gewollten Anspruch auf Gruppen-Homogenität. Zwar ist anzuerkennen, daß zur Vermittlung weitergehender Kompetenzen immer auch eine rein operative Basiskompetenz unabdingbar ist.
Erfolgreiche IT-Erwachsenenbildung begreift “Inhomogenität” jedoch nicht als Problem, sondern als Chance zur Performancesteigerung.
Professionelle Methodik und Didaktik vorausgesetzt.
Hartmut M. Hilbich
Hartmut HILBICH CONSULTIng.
www.hilbich-consulting.de
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